Skandal: Frankreich und Deutschland – Nationalmannschaften zweiter Klasse?
Auch wir von Judowear.de möchten das in Frankreich bereits heiß diskutierte Thema der Ausrüstungsstrategie der Marke Mizuno aufgreifen.
Die Verwendung von neuerdings Mizuno Judoanzügen in Frankreich und Deutschland hat bereits hohe Wellen geschlagen.
Rechtlicher Hinweis: Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine freie Meinungsäußerung des Autors. Keinerlei Aussage hat einen Anspruch auf objektive Korrektheit. Für Fragen steht der Autor gerne zur Verfügung.
Die Nationalkämpfer aus Japan werden seit Jahren von der Marke Mizuno ausgestattet, dabei greift der japanische Hersteller auf sein hochwertiges Modell, den Mizuno YUSHO „Made in Japan“, zurück (Listenpreis 300€).
Natürlich hätte man auch in Deutschland und Frankreich erwartet, dass die besten Athleten des Landes mit dem Top-Produkt ausgestattet werden. Dem ist jedoch nicht so. Nur wenige Wochen nach dem Wechsel ist klar, Mizuno misst bei der Ausstattung der Nationalmannschaft mit zweierlei Maß!
Die Sportler aus Frankreich und Deutschland wurden mit dem Modell Mizuno YUSHO aus China bzw. Pakistan ausgestattet (Listenpreis: ab 165€).
Für uns wirft das einige Fragen auf.
Sind unsere Sportler weniger wert, als die Athleten in Japan?
Wir finden diese Strategie der Marke Mizuno äußerst überraschend und fragen uns, wie der Deutsche Judobund auf diese Abwertung des Deutschen Nationalmannschaft reagieren wird. In Frankreich setzen sich die Sportler bereits zur Wehr und fühlen sich verständlicherweise in der Ehre verletzt und nicht fair behandelt.
Eine Nationalmannschaft sollte immer in den bestmöglichen Produkten ausgestattet werden. Unabhängig von den Erfolgen des japanischen Nationalteams, verglichen mit den Resultaten der deutschen oder französischen Nationalmannschaft, bei der Ausstattung sollte keine Zweiklassengesellschaft herrschen. Oder könnt ihr euch vorstellen, dass ein Bastian Schweinsteiger im Vergleich zu Lionel Messi im billigen Abklatsch des gleichen Fußballschuhs den Rasen betritt?
Wo liegen die Unterschiede des Produktes aus Japan zum Produkt aus China/Pakistan?
Als Anzugtester wollten wir es natürlich genau wissen. Wo liegen die Unterschiede zwischen dem Modell „Made in Japan“ im Vergleich zum Modell „Made in China/Pakistan“. Daraufhin haben wir einen Anzug der französischen Nationalmannschaft („Made in China/Pakistan“) mit dem japanischen Modell verglichen.
Die Unterschiede in der Verarbeitung können als interessant bezeichnet werden. Wir finden, dass bereits nach einmaligem Waschen nach Waschanleitung beim Modell „Made in China“ Probleme beim Material deutlich wurden (Siehe Bild 1, rechts). Das Modell „Made in Pakistan“ ist in Bild 1 auf der linken Seite abgebildet. Es sind nach der ersten Wäsche bereits helle Stellen ersichtlich. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass das Modell “Made in China” bereits im Neuzustand eine hellere Farbe aufweist.
Bild 1: Materialverschleiß und Farbverlust nach den ersten Wäschen
Des Weiteren mussten wir deutliche Unterschiede bei der Verarbeitung feststellen.
Während das Revers beim Modell „Made in Japan“ hochwertig und genau vernäht wurde (siehe Bild 2), fällt beim Modell „Made in Pakistan“ schnell eine schlechtere Verarbeitung auf (siehe Bild 3). Zudem ist das Revers beim Modell „Made in Pakistan“ sowie „Made in China“ wesentlich dünner und weicher als bei der japanischen Version.
Zum Glück haben sich die deutschen Athleten nicht für die gleichen Streifen wie Frankreich entschieden (siehe Bild 4). Vergleicht man das Design mit den klassischen 3-Streifen der Marke adidas (siehe Bild 5), fühlen wir uns bei Mizuno doch eher an die alten DanRho Anzüge aus den 90er Jahren erinnert.
Zudem findet man auch hier deutliche Verarbeitungsunterschiede bei den verschiedenen Mizuno Versionen (siehe Bild 6).
Wie schneidet der neue Anzug der Nationalmannschaften im Vergleich zum früheren Anzug der Marke adidas ab?
Als Fazit haben wir die früheren adidas Judoanzüge mit den neuen Mizuno Anzügen der Nationalmannschaft verglichen.
Bei den adidas Judoanzügen gibt es nur eine Qualität, hier wurden die Nationalkämpfer mit dem am Markt erhältlichen Produkt ausgestattet. (Listenpreis: ab 165€)
Auch adidas produziert in Pakistan. Preislich liegen beide Modelle auf dem gleichen Niveau, doch qualitativ liegen zwischen beiden Anzügen Welten, was auch daran liegt, dass adidas in einer der hochwertigeren Fabriken Pakistans „STARPAK“ zurückgreift. “STARPAK” verfügt über 30 Jahre Erfahrung in der Fertigung von Judoanzügen und hat in der Vergangenheit bereits für alle großen Marken produziert.
Nachfolgend listen wir die Unterschiede der Judoanzüge von adidas und Mizuno, beide „Made in Pakistan“, auf:
Merkmal | Adidas | Mizuno | Sieger |
Verarbeitung | Hochwertig verarbeitet, gerade Nähte, langlebiges Material | Schiefe Nähte, dünneres Material bei der Hose, schlechte Verarbeitung. | adidas |
Revers | Stabileres und festeres Revers, hochwertig verarbeitet, kaum Wellen nach dem Waschen | Welliges Revers nach dem Waschen, schiefe Nähte und wesentlich dünneres und weicheres Revers | adidas |
Farbe | Ein weiterer Unterschied liegt in der Qualität der Farbe. Der adidas Anzug strahlt auch nach dem Waschen noch blau | Das Mizuno Produkt verliert vor allem beim Modell „Made in Pakistan“ bereits nach dem ersten Waschen enorm an Farbe | adidas |
Schnitt | Der adidas Anzug ist sowohl als reguläres als auch SlimFit Modell erhältlich. Die Hose ist verhältnismäßig schmäler geschnitten | Beim Mizuno Anzug gibt es kein SlimFit Modell, zudem ist der Anzug eher traditionell und weiter geschnitten. Vor allem die Hose ist deutlich weiter und verhältnismäßig kürzer | Unentschieden, da der Schnitt einfach Geschmackssache ist und vom Körperbau abhängt. |
Preis/Leistung | Ab 165 € | Ab 165 € („Made in Pakistan/China“) Ab 290€ („Made in Japan“) | Preislich liegen die Produkte „Made in Pakistan“ zwar gleich auf, jedoch sind die Unterschiede bei der Qualität enorm. Sieger: adidas |
Fazit
Vergleicht man beide Marken und ihre Modelle „Made in Pakistan“ liegt der adidas Anzug eindeutig vorne. Wir sind gespannt wie die deutschen Athleten auf diese Tatsache reagieren. In Frankreich ist bereits eine rege Diskussion in Foren, Magazinen und bei den Athleten entbrannt.
Die Diskussion der Eigenvermarktung der Athleten mit privaten Partnern ist auch dort weiterhin ein heißes Thema. Wir dürfen gespannt sein, wie es weitergeht und wie sich das Thema in Deutschland entwickelt.
Wir sind gespannt ob der Hersteller dazu Stellung beziehen wird und bleiben an der Sache dran.
Was haltet Ihr vom Vorgehen des Herstellers?
Seid ihr auch schon mit der Qualität der Mizuno Modelle aus Pakistan oder China in Konflikt geraten?
Was sind eure Erfahrungen dazu?
Quellen
- http://www.alljudo.net/actualite-judo-3214-des-kimonos-de-milieu-de-gamme-pour-l-%C3%A9quipe-de-france.html (Stand 25.03.2017)
Author: Jan
Judo Fanatiker seit 2001. Aktiver Kämpfer in der Oberliga im HJV, 1. DAN und Trainer C. Mitglied im JC Hünfelden und 2. Vorsitzender.
Ich teste für euch alles was mit Judoanzügen, Judobüchern oder Judo spezifischem Zubehör zu tun hat!
Ihr habt Wünsche oder Feedback für mich? Kontaktiert mich einfach!
Der Mizuno aus dem Jahre 2002 war auch made in China und eines der besten Judo Anzug Modelle, die ich je hatte. Das der Preis so zugenommen hat und die Qualität trotzdem darunter anscheinend gelitten hat, ist äusserst bedauerlich. Ich bin danach auf Adidas Anzüge umgestiegen und muss sagen, dass dort das Preis/Leistungsverhältnis auch nicht optimal war (Preis), aber sowohl auf Adidas, wie auch den Ippon-Shop war immer Verlass.
Dass sich der DJB für Mizuno entscheiden hat war anfangs überraschend, wahrscheinlich hat man auch dort mit dem Super Best gerechnet…
Hallo Jan,
ich bin mit meinem Yusho III, den ich mir vor 3 Jahren gekauft habe sehr zufrieden. Allerdings ist mir das Verblassen der Farben auch nicht wirklich wichtig. Aber über die Nähte kann ich mich bzgl. der Haltbarkeit nicht beschweren. Und die auf den Bildern dargestellten unsauberen Nähte kann ich für meinen Anzug nicht wirklich nachvollziehen. Aber vielleicht hat Mizuno ja auch den Hersteller gewechselt in Pakistan. Weiß auch nicht aus dem Kopf, ob ich einen “Pakistani” oder “Chinesen” habe…